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Design erfahrbar machen! 

Warum es gerade jetzt einen neuen Kongress braucht, bei dem sich Design, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft treffen.

Boris Kochan

Mehr Design wagen – wie sehr täte ein solch zuversichtlicher Aufbruch gut! Willy Brandts Ausspruch „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ könnte Pate stehen für eine dringend nötige, ebenso mutige wie anspruchsvolle Reformpolitik. Denn: Design prägt und fördert Transformation, ist Gestaltungskraft und Spielraum für den Wandel, ist Visualisierungs- und Übersetzungstool, Lösungs- und Lebensmittel, Inspiration und Methodik. 

Der Direktor des Berlin Instituts für Partizipation, Jörg Sommer, hat bei den Social Design Days 2024 veranschaulicht, wie viel umfassender und strategischer wir uns mit der Demokratie als wesentlicher Grundlage unseres Zusammenlebens beschäftigen müssen. Und was Design daran für einen Anteil haben sollte: „Demokratie ist eine Einstellung und eine Kulturtechnik. Beides ist keine Frage der Gene, sondern der kulturellen Aneignung. Demokraten entstehen nicht von alleine, nicht verlässlich, nicht automatisch, aber auch nicht zufällig. Und da kommt das Design ins Spiel.“ Dabei geht es nicht um die Gestaltung von Wahlplakaten oder das Corporate Design von Parteien. Design kann ganz entscheidend dazu beitragen, unsere Demokratie zu stärken. Zum Beispiel beim Design demokratischer Prozesse: „Demokrat wird man nicht, weil man die Funktion des Bundestages und das deutsche Wahlrecht in der Schulklausur unfallfrei beschreiben kann. Sondern, indem man sie erlebt. Ihr Wesen. Und das lautet: Ich bin kein Untertan, sondern ein Mensch, der ganz wesentlich über sein eigenes Leben als Teil einer sozialen Gruppe bestimmen kann.“ 

Entscheidend ist es dafür, Selbstwirksamkeit zu erleben. Sich politisch zu engagieren, zum Beispiel in einem der vielen Fach- und Berufsverbände des Designs – von der AGD und dem BDG über den DDC, die Illustratoren Organisation, die tgm bis zur iGDN, Universal Design und dem VDID. Oder im Dachverband all dieser Organisationen, dem Deutschen Designtag (DT), der vor neun Jahren gegründet wurde, um die Vielfalt des Designs zusammenzuführen, die Potenziale sichtbar zu machen und die Branche politisch zu vertreten, die mehr als 360.000 Designer:innen und 60.000 Designunternehmen in Deutschland mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro umfasst.

Der DT hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Positionspapieren entwickelt, mit denen er die Branche mit ihren Möglichkeiten in die politischen Prozesse einbringt. So zum Beispiel zu Nachhaltigkeit und Design und der Forderung, dass auch Designspezialist:innen in den Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung berufen werden müssen. Oder mit der „Designoffensive für die Bildung – Design Skills are Future Skills“, welche die Chancen für Gesellschaft und Wirtschaft verdeutlicht, wenn Kinder und Jugendliche frühzeitig an kreative Designtechniken und -methoden herangeführt werden. Unter Mitwirkung von Designer:innen wurde die DIN-SPEC-Norm zur Leichten Sprache entwickelt, die der Sprachlichkeit eine visuelle Form zur Seite stellt. Und so die Teilhabe von Bürger:innen mit eingeschränkten Lese- und Verständnisfähigkeiten an jeglicher schriftlicher Kommunikation erweitert.

Design gestaltet Gemeinschaft. Es kann soziale Brücken bauen, Räume schaffen und Perspektiven verändern. Design ist als systematisch Zukunft gestaltende Disziplin immer auch politisch, kann Politik entscheidend (mit)gestalten und so die Demokratie stärken. Gerade wenn es darum geht, Prozesse so zu denken, dass sie eben nicht nur auf Effizienz und optimale Ergebnisse getrimmt sind. Sondern „Raum für Konflikte vorsehen“, wie Jörg Sommer sagt: „Selbstwirksamkeit nicht nur zulassen, sondern aktiv ermöglichen. Auf den Diskurs setzen. Und sich dabei nicht auf Geschmeidigkeit zu konzentrieren, sondern stattdessen Unperfektion zuzulassen. Das ist arbeitsam, langsam, mühsam. Aber alternativlos. Demokratie wird stark, wenn sie praktiziert wird.“

Der 2025 erstmalig im erweiterten Rahmen der mcbw stattfindende Bundeskongress Design unter dem Namen DIVE’25 dient dazu, Design als Gemeinschafts- und Demokratieinstrument genauso zu positionieren wie als Innovations- und Nachhaltigkeitstreiber. DIVE’25 bringt dazu visionäre Köpfe aus Design, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, schaut über den disziplinären Tellerrand, diskutiert gemeinsam mit dem Publikum über die soziale, transformative, ökologische und kulturelle Relevanz des Designs. DIVE’25 zeigt Zukunftsperspektiven für und durch Design auf, lädt zum Netzwerken ebenso wie zum Entwickeln neuer Projekte ein. Eine Einladung zum Dialog vor, auf und hinter der Bühne. 

Mehr zum DIVE'25 hier.

Der Beitrag zu Designtag erscheint außerdem im mcbw magazine 2025.