

Arne Jacobsens Serie 7 Stuhl wurde gerade 70. Warum ist er immer noch so beliebt?
Aus vielen Gründen. Erstens ist da seine überlegene Designqualität. Die schlanke Taille, das Stahlgestell und die Sitzschale aus Furniersperrholz machen ihn zur Designikone. Dann die niedrige CO2-Bilanz. Vor allem aber besticht er durch Einfachheit und Anpassungsfähigkeit – zumal bei den Farben. Das macht ihn ikonisch. Viele Menschen sitzen beim Abendessen auf diesem Stuhl – ein Beweis für seine ungebrochene Relevanz.
Wie ist die CO2-Bilanz?
Ein Standardstuhl aus Kunststoff emittiert rund 200 kg CO2, der Serie 7 Stuhl mit nur 27 Kilogramm ein Zehntel davon. Er hält ein Leben lang und kann neu lackiert werden. Das Jubiläum feiern wir mit modernen, exklusiven, kollaborativen Anpassungen – mit Schwerpunkt auf Restaurieren und Wiederverwenden, um Produkte neu zu beleben.

Was genau verstehen Sie unter „Restaurieren“?
Unser „Renew“-Modell ist experimentell, aber vielversprechend. Wir können zum Beispiel 200 abgenutzte Stühle aus einer Kantine restaurieren: Schäden reparieren, neu lackieren, die Höhe anpassen. Dann kaufen wir sie zurück – zu einem niedrigeren Preis, aber mit gleicher Garantie. So reduzieren wir den CO2-Fußabdruck auf 9 Kilogramm pro Stuhl. Ersatzteile gibt es für alle seit 1967 gelieferten Produkte. Dieses Modell beruht also auf unserer traditionellen Qualität und Haltbarkeit.
Qualität scheint essenziell zu sein.
Absolut. Wir haben Millionen Qualitätsprodukte verkauft. Wird nur eine Million der 15 Millionen verkauften Stühle in den nächsten zehn Jahren restauriert, kann daraus ein tragfähiges Geschäftsmodell werden. Die Margen restaurierter Stühle sind niedriger, doch entspricht der Ansatz unseren Werten. Um Produkte nachhaltiger zu machen, fordern wir von Designer:innen, auf Verbundwerkstoffe und Kleber zu verzichten.

Könnte auch Kreativität beim Gebrauch eine Rolle spielen?
Das wäre fantastisch! Vor einigen Jahren haben wir mit dem japanischen Designer Ōki Satō von Nendo einen Stuhl entworfen, der nur aus gebrauchtem Stahl und Kunststoff besteht. Alles wurde lokal beschafft und hergestellt; der Stuhl kann zerlegt im Hausabfall recycelt werden. Dieses Modell zeigt, wie man Nutzer:innen Freiraum geben kann, die Lebensdauer eines Produkts kreativ zu verlängern.
Und alternative Geschäftsmodelle wie Miete statt Eigentum?
Wir analysieren das. Angenommen, Sie kaufen einen Stuhl zu einem niedrigen Preis und tauschen ihn nach zwei Jahren gegen ein anderes Modell oder eine andere Farbe. Auf Sicht von 10 bis 15 Jahren zahlen Sie für ein Produkt, das in einer geschlossenen Gemeinschaft zirkuliert. Ein solches System kann an Veränderungen im Leben angepasst werden, zum Beispiel ein größeres Sofa für Familien mit Kindern, ein kleineres für Kinderlose. Die Finanzierung ist noch ein Problem; Leasingfirmen tun sich mit der Bewertung älterer Produkte für langfristige Vermietungen schwer.

Könnte Crowdfunding diese Ideen unterstützen?
Vielleicht, aber statt neuer Produkte könnte Crowdfunding Vertrieb, Eigentum oder gemeinschaftliche Initiativen finanzieren. Der Handel steht unter Druck, aber eine neue Generation informierter, neugieriger Konsument:innen weiß emotionales, nachhaltiges Design zu schätzen. Sie ziehen langlebige Produkte mit stimmiger Story den aktuellen Trends vor. Das macht uns nicht altmodisch, sondern passt zu tieferen, beständigeren Werten. Wir wollen nicht einfach mehr Produkte entwerfen, sondern auch sinnstiftende Beziehungen zu bestehenden Objekten fördern.
Design stärkt also das Miteinander?
Es geht um mehr als den Verkauf von Möbeln. Unsere Storys sollen ein modernes, emotionsgesteuertes Publikum ansprechen. Dazu braucht es neue Sichtweisen in der Organisation und innovative Ansätze, um unsere übergeordnete Brand Story zu erzählen. Selbst wir als 150 Jahre altes Unternehmen können durch Lernen und Anpassen sicherstellen, dass unsere Produkte relevant bleiben – ebenso wie die Emotionen, die sie wecken.
Wir alle sind Teil vieler Gemeinschaften – unserer Branche, der Gesellschaft und einer Designcommunity mit einer klaren Vision. In einer sich rasch wandelnden Welt werden stärkere Beziehungen zu einer modernen, diversen Gemeinschaft zu einem wichtigen Schwerpunkt für uns.
Faszinierend: Design, das über Produkte hinaus Gefühle weckt und Menschen zusammenbringt.
Design löst oft emotionale Gespräche aus, vor allem bei zugleich künstlerischen und funktionalen Objekten. Unser inhärentes Gleichgewicht zwischen Art-déco- und Bauhaus-Traditionen hat das europäische Design und unsere Lebensweise stark geprägt. Welche Gefühle wecken sechs Personen an einem schön gestalteten Esstisch in Ihnen? Es geht nicht nur um das Mobiliar, sondern auch um die Atmosphäre, die es schafft.






Der Beitrag zu Fritz Hansen erscheint außerdem im mcbw magazine 2025.