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Jenseits von Fast Fashion 

Der Munich Fashion Award fördert innovative, nachhaltige Mode. Ein Gespräch mit Mirjam Smend und Dr. Olaf Kranz über den notwendigen Wandel der Modeindustrie. 

Der Münchner Modepreis wurde seit 2015 bereits viermal vergeben, zuletzt 2022. Was ändert sich 2025 mit der neuen Edition unter dem Namen „Munich Fashion Award“? 

OK: Der Münchner Stadtrat hat uns beauftragt, den Münchner Modepreis zu einem Nachhaltigkeitspreis mit internationaler Strahlkraft weiterzuentwickeln. Bisher waren Adressaten allein die Graduierten der Münchner Modeschulen, von denen es leider nur noch zwei Institute gibt. Der Munich Fashion Award richtet sich an internationale Nachwuchsdesigner:innen, die schon am Markt tätig sind und erste Erfolge vorweisen. Für den Impact eines Nachhaltigkeitspreises ist es wichtig, Konzepte zu unterstützen, die schon unter Beweis gestellt haben, dass sie tragfähig und skalierbar sind. 

Der Munich Fashion Award fördert also nachhaltige Initiativen. 

OK: Wir unterstützen Designer:innen dabei, tragfähige Konzepte zu skalieren. Denn oft ist es ja so, dass Nachhaltigkeitskonzepte gerade an ihrer Skalierung scheitern. Was den Preis einzigartig macht, ist, dass wir versuchen, die gesamte Wertschöpfungskette in der Mode anzusprechen, und Lösungen aufzeigen, die bereits vorhanden sind.

MS: Wir suchen technologische Lösungen, die einen Beitrag leisten, die Wertschöpfungskette der Mode schneller in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren.

Wie wurde das Advisory Board besetzt? 

MS: Mit zwölf Kapazitäten aus den Bereichen Fashion, Sustainability und Technology, die zugleich diese Facetten des Preises abbilden. Durch sie haben wir Zugang zu Netzwerken, die dem Preis Strahlkraft verleihen.

OK: Sie werden uns jeweils zwei Jahre zur Seite stehen. Es ging um eine Balance aus Münchner Lokalkolorit und europäischer Dimension. Auf dieser Basis wird eine Jury berufen für die beiden ästhetischen Preise der Stadt München: Ready-to-wear Collections und Accessoires.

Temu und Shein boomen. Fast Fashion ist überall. Welchen Hebel haben Sie, gegen diese Marktmächte vorzugehen?

MS: Keinen. Wir können nur versuchen, mit unseren Themen Menschen für gute Mode zu begeistern und das Thema Nachhaltigkeit weiter zu beflügeln. Aber gegen Wegwerfware können wir nichts machen. Da brauchen wir Regulierungen, und das haben wir leider nicht in der Hand. Wir leisten nur einen kleinen Beitrag …

OK: … aber keinen unbedeutenden, wenn der Preis tatsächlich die Wirksamkeit entfaltet, die wir uns erhoffen. Er soll als Leuchtturm Aufmerksamkeit bündeln und auf Best Practices lenken, die wir zu skalieren helfen. Das ist der Anspruch: ein Licht zu werfen auf technologische Lösungen, die es schon gibt, und ihnen mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

Die Skalierung – wie könnte sie aussehen?

OK: Zum einen suchen wir momentan Sponsoren, die bereit sind, technologische Preise in fünf Kategorien zu stiften. Daneben kooperieren wir mit Unternehmen, die ihre Technologie den Preisträger:innen in Mode und Accessoires zur Verfügung stellen –  als Teil des Preises, in Form von Mentoring und Meisterklassen. Allein dieser Zugang kann Preisträger:innen helfen, ihre Nachhaltigkeitskonzepte zu skalieren.

Wie wird sich der Preis entwickeln? Und was könnte er für die europäische Mode bewirken?

OK: Wir haben die Chance, uns durch eine glaubwürdige Expertenjury und ebensolche Preisverleihungen nach und nach einen Ruf als substanzieller Preis zu erarbeiten, der von einer demokratisch legitimierten Körperschaft vergeben wird und nicht im Verdacht des Greenwashings steht und tatsächlich zukunftsfähige Konzepte unterstützt.

MS: Wir hoffen, dass die Preisträger:innen substanziell gestärkt werden, ihre Netzwerke verbessern, vergrößern und durch technologische Hilfestellungen ihre Geschäftsmodelle nachhaltig ausbauen. Das reicht von der chemischen Stoffveredelung und Innovationen bei Garn und Stoffen über mehr Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette bis hin zu Arbeitsstandards. Langfristig sehe ich das als Game Changer, wenn wir Ästhetik und Technologie zusammenführen, das gibt es sonst nirgends.

OK: Und wir hoffen, dass der Preis auch unter Industriepartnern an Attraktivität und Strahlkraft gewinnt.

Sehen Sie das als Startschuss für eine Renaissance der europäischen Modeindustrie?

OK: Nein. Das wäre zu vermessen.

Aber das Potenzial wäre da, die Fertigung wieder zurückzuholen?

OK: Das kann nicht der Anspruch sein. An solchen Erwartungen kann man nur scheitern.

MS: Da müssen wir schon realistisch sein. Wir haben das Potenzial, einen kleinen Beitrag zu leisten für die Frage, wie wir die europäische Mode nachhaltig gestalten, weil wir die gesamte Wertschöpfungskette betrachten.

OK: Natürlich haben wir das Potenzial, wieder Aufmerksamkeit auf die Modestadt München zu richten. Daneben gibt es durchaus Möglichkeiten, Teile der Wertschöpfungskette wieder zurück nach Deutschland zu holen, das ist auch Ziel der Industrieagenda der Europäischen Union. Es gibt zum Beispiel Experimente mit der Smart Factory von Adidas, einer Factory 2.0, die durch Technologisierung zumindest Wertschöpfungsanteile zurück nach Deutschland bringt. Das könnte ein toller Nebeneffekt dieses Preises sein. Aber kein realistisches Ziel.

Was könnte Ihnen am Tag nach der Preisverleihung durch den Kopf gehen?

OK: Was für ein toller Anfang, aus dem vieles erwachsen kann.

MS: Was haben wir da auf die Beine gestellt. Unbedingt im nächsten Jahr wieder. Hoffentlich erkennt der Stadtrat den Wert der Veranstaltung und fördert das Format weiter substanziell. Es ist eben so viel mehr als nur Mode. In nachhaltiger Mode junger Kreativer steckt immer auch der Zauber der Hoffnung auf eine positive und schöne nachhaltige Zukunft: In jedem Moment kann die Welt neu, positiv, nachhaltig erfunden werden.

Preisverleihung im Haus der Kommunikation am 15. Mai 2025

Ausstellung aller Nominierten der beiden Kategorien Ready-to-wear Collections und Accessories. 

Preisverleihung, Fashion-Show und Netzwerkveranstaltung 

Ausstellung samt Konferenz am 16. Mai 2025