

Als Global Player in der Welt der Oberflächenveredelung ist die KURZ-Gruppe mit kulturellen Präferenzen und Sonderwünschen wohl vertraut. Denn in ihren feinen und feinsten Unterschieden spiegeln Veredelungsprodukte, Prägungen und Verpackungen die Werte und Träume ihrer Zeit. Mehr noch: Oberflächen schlagen Brücken zwischen Kulturen und Kontinenten. In Asien erzählt Gold noch immer von Reichtum und Erfolg, während Europa eher matte, nachhaltige Materialien bevorzugt. Für die KURZ-Gruppe ist die Oberfläche daher kein technischer Selbstzweck, sondern Ausdruck kulturellen Dialogs.
„Wir sind in vielen Kulturen und Märkten zu Hause“, sagt Designerin Annie Kuschel. „Gestaltung ist dafür essenziell und eine wichtige Säule im Unternehmen.“ Das Unternehmen betreibt Designbüros in Europa, Asien und Nordamerika. Jede:r ihrer 56 Designer:innen bringt eine eigene Perspektive ein. Design sollte von Anfang an alle Geschäftsbereiche verbinden. Alles begann im Automobilbereich, wo die Anforderungen an Farben, Dekore und Effekte besonders hoch sind. Heute umfasst das Portfolio Verpackungen, Sicherheitsmerkmale und Consumer Electronics. Genau, auch Security: Hightech für fälschungssichere Dokumente mit unterschiedlichen Sicherheitsmerkmalen – vom Pass bis hin zu wichtigen Industrieprodukten.

Einmal rund um die Welt
Warum aber sind gerade Gestalter:innen so wichtig? „Designer:innen haben wirklich ein geschultes, spezielles, offenes Mindset und können sich so leichter mit Kund:innen aus dem Design vernetzen, also sich auf Augenhöhe austauschen“, sagt Kuschel. Das Ergebnis dieses direkten und unkomplizierten Austauschs? „Kund:innen sprechen uns direkt an, weil wir Designverständnis haben und schnell und präzise auf ihre Wünsche eingehen.“
Ein Klassiker seit 14 Jahren sind die Trendrecherchen für verschiedene Bereiche. Was kommt – welche Farben, welche Veredelungen, welche Techniken? „Wir arbeiten industrieübergreifend, besuchen Designevents und Ausstellungen, hören Trendvorträge an und ziehen daraus subjektive Schlüsse“, erzählt Kuschel. Besonders spannend ist dabei der globale Austausch: „Unsere Kolleg:innen in Asien führen eigene Trendrecherchen durch. Es gibt Überschneidungen, aber eben auch traditionelle Unterschiede.“ Jede Kreation spiegelt gesellschaftliche Werte und Vorlieben. Die vielleicht überraschendste Erkenntnis dabei: „Nichts ist mehr oberflächlich“, sagt Kuschel. Junge Designer:innen bringen verstärkt Themen wie Krieg, Klimawandel oder soziale Ungleichheit in ihre Arbeiten ein. Humor, Provokation und Drama sind dabei wichtige Elemente, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Wir beobachten, dass sie Design als gesellschaftliches Werkzeug begreifen“, sagt Kuschel. „Sie wollen etwas Schönes schaffen, aber viel wichtiger ist ihnen, eine Botschaft zu vermitteln.“ So wird das scheinbar Oberflächliche zur Einladung, mal genauer hinzusehen.

Gestalten mit Tiefgang
Neben Ästhetik spielt natürlich Nachhaltigkeit eine große Rolle. „Die Dekoration hat keinen Einfluss auf die Recyclingfähigkeit der Verpackungen und ist zudem ressourcenschonend“, sagt Elke Andersch und zeigt Veredelungen, die problemlos ins Recycling gehen können. Nachhaltigkeit ist längst ein Treiber für technische Neuerungen: „Design bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen. Indem wir Materialien neu denken und Prozesse optimieren, schaffen wir Lösungen, die sowohl ästhetisch als auch ökologisch überzeugen.“ Und was erwartet uns zukünftig in Sachen Oberfläche? Für Kuschel ist die Antwort klar: Noch mehr Vernetzung, noch mehr kulturelle Diversität und noch mehr Tiefgang. Design wird immer stärker zu einem universellen Botschafter zwischen unterschiedlichen Märkten, Menschen und Kulturen. Es erzählt Geschichten und vermittelt Gefühle. Und die Oberfläche? Die wird zur Einladung, das Tiefergehende genauer zu betrachten und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.

Wer wissen will, welche Trends uns in den nächsten Jahren prägen werden, kann viele Seminare besuchen und Expert:innen befragen. Oder greift gleich zu den Trendreports von KURZ. Jedes Jahr stellt das Design Management die Ergebnisse fundierter Recherchen in hochwertigen Kartonboxen vor. Annie Kuschel und Julia König zeigen innovatives Verpackungsdesign und zugleich die neuesten Effekte und Techniken der Oberflächengestaltung bei KURZ.
Heuer heißt die Box „60° – creative boxes to inspire“. Die Zahl im Titel verweist auf die äußerst schnelllebige Zeit, in der wir uns bewegen: „Wohin führen uns die nächsten Sekunden, Minuten, Stunden?“, fragt Annie Kuschel, Global Head of Design Management bei KURZ. „Welche Ecken und Kanten zeichnen sich ab, wo verbirgt sich Veränderung?“ Die vier Trendboxen in einem 60-Grad-Stecksystem, das Kleber überflüssig macht, gibt erste Antworten. Sie durchbrechen gängige Muster und unterscheiden sich in Optik, Haptik und Papier. Außen heißgeprägt, matt, glänzend oder transparent. Für jeden Trend wurden zwei neue Trendfarben und ein neues holografisches Produkt kreiert. „Jedes Jahr erspüren wir, welche soziokulturellen Entwicklungen neue kreative Ausdrucksformen hervorbringen“, sagt Kuschel. „Dieser Blick in die Zukunft ist auch ein Spiel mit der Zeit.“
Der haptische Trendreport gibt zugleich Einblicke, wohin es gesellschaftlich geht. Die vier Schwerpunkte heißen: „The New Drama“, „The Great Analog“, „The Non-Sense“ sowie „The Very Nothing“ und zeigen, wie sich trotz vieler Extreme eine „Versöhnung unterschiedlicher Philosophien“ abzeichnet. Es werde Zeit, Gräben zu überwinden und zusammenzukommen in all unserer Vielfalt.

Der Beitrag zu KURZ erscheint außerdem im mcbw magazine 2025.