JETZT TICKETS FÜR DEN MCBW DESIGN SUMMIT SICHERN – NUR SO LANGE DER VORRAT REICHT
LICHT ERLEBBAR MACHEN

LICHT ERLEBBAR MACHEN

Ein Gespräch mit Axel Schmid, Produktdesigner für Ingo Maurer

»Schlechtes Licht macht unglücklich«, diese Aussage Ingo Maurers wird gern zitiert. Zeit seines Lebens ging er voller Tatendrang gegen dieses Unglück vor und hinterließ ein spektakuläres Repertoire an Leuchten und Lichtinstallationen. Als der renommierte Designer im Herbst 2019 verstarb, trauerte die Stadt München und die ganze Designwelt um einen ihrer sprichwörtlich hellsten Geister. Seine Arbeit wird mittlerweile von einem engagierten, nicht minder innovativen und detailverliebten Designteam fortgeführt.

Geboren wurde Ingo Maurer auf der Bodensee-Insel Reichenau, doch der Stadt München war er über Jahrzehnte eng verbunden. Zunächst studierte er hier Gebrauchsgrafik, und nach einigen Jahren in den USA kehrte er hierher zurück, um in Schwabing seinen Firmensitz zu errichten, wo er bis zu seinem Tod arbeitete. Als stark von der Grafik geprägter Autodidakt eignete er sich auf dem Feld des Industriedesigns umfangreiche Kenntnisse an, und das seit den 1960er Jahren mit großem Erfolg: Schon 1969 wurde er mit seiner gefeierten Leuchte »Bulb« in die Designsammlung des MoMA aufgenommen und begründete damit seine Karriere als international angesehener Lichtdesigner.

Produkte mit individueller Haptik und Präsenz

Aus heutiger Perspektive haben seine Leuchten an Finesse und Experimentierfreude nichts eingebüßt. Die intuitive Herangehensweise an den Designprozess zeugt von einem Gespür für technische Clous. Besonders gern wandte er sich ungewöhnlichen Materialien wie Papier, Porzellan, Plastik oder sogar Gold zu. Doch wie formt dieser gestalterische Pioniergeist die heutigen Entwürfe? Der versierte Produktdesigner Axel Schmid, der seit 1998 an der Seite Ingo Maurers arbeitete, ist fasziniert von der Wirkung, die Licht auf unsere Sinne und den Raum haben kann. Von der Zusammenarbeit des jetzigen Teams erzählt er: »Die Werte und Gestaltungsprinzipien ergeben sich aus der Arbeitsweise der Firma und der Sichtweise der beteiligten Menschen. Es gibt keinen Wertekanon, nach dem wir handeln, und auch kein ›Ingo-Maurer-Design‹, welches wir den Entwürfen überstülpen.«

»Die Art und Weise, wie Lichtobjekte bei uns entstehen, ist verantwortlich für deren Haptik und Präsenz. Wir versuchen immer wieder aufs Neue, für jede Aufgabe die individuell passende Lösung zu finden.«

Axel Schmid, Produktdesigner für Ingo Maurer

Die faszinierende Komplexität des Lichts

Eine große Besonderheit in der Zusammenarbeit liege aber auch in der Tatsache, dass sich Designentwicklung und Produktion unter einem Dach befänden. »Das gibt uns die Möglichkeit, ganz früh im Entwicklungsprozess die Produktion einzubeziehen und unsere Gestaltung perfekt abzustimmen«, so Axel Schmid. »Auf der anderen Seite ist es eine Herausforderung, alle Schritte bis zum fertigen Produkt als Firma quasi alleine zu gehen.« Was ihn als Designer am meisten herausfordere, sei das Material selbst: Licht könne man nicht anfassen, eigentlich noch nicht mal wirklich anschauen, »gleichwohl hat es sehr viel mit dem Sehen zu tun. Diese Komplexität gefällt mir sehr gut.« Ob er eine Lieblingsleuchte aus dem Produktportfolio Ingo Maurers habe, beantwortet er mit dem Modell »Max. Mover«, eine filigrane Leuchte aus Reinstaluminium und Fiberglas, deren Teleskop fast aufs Doppelte ausziehbar und an Nylonseilen auch in der Höhe verstellbar ist. Dass sie Axel Schmid gefällt, wundert kaum, ist sie doch ein perfektes Beispiel für Eleganz und Leichtigkeit. »Sie zeigt ihre Besonderheit ganz selbstverständlich und ohne viel Aufhebens«, so der Produktdesigner.

Woran er mit seinem Designteam aktuell arbeitet, wird immer wieder in Werkschauen gezeigt, wie auch zur mcbw. Unter dem vielversprechenden, fast ehrfürchtigen Titel »How to make light« huldigt die Ausstellung dem Werk Ingo Maurers und gewährt im Showroom einen Einblick in die Fertigungsprozesse, die es auf vielen Ebenen Licht werden lassen. Dort können exklusiv die etwa 100 Modelle besichtigt werden, die das Unternehmen von 1966 bis heute produziert hat. Axel Schmid, der bei Veranstaltungen über die erlebbaren Komponenten von Licht spricht, führt mit seinen Designs das inspirierende Gedankengut Ingo Maurers in die Zukunft.

Mehr Informationen zu Ingo Maurer unter ingo-maurer.com
Mehr Informationen zu Axel Schmid unter axelschmid.com

Das Gespräch mit Axel Schmid führte Sonja Pham für das Online-MAGAZIN der mcbw 2022.