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NICHT WEIL
WIR ES MÜSSEN,
SONDERN
WEIL WIR ES
WOLLEN.

Managing Director Alexander Thusbass erklärt, warum sich KISKA ständig verändert und warum Kreativität heutzutage nicht nur Designer:innen gepachtet haben.

Disruption setzt Kreativität frei? „Nein“, sagt Alexander Thusbass, das sei doch andersherum

„Kreativität setzt Disruption frei und steht so am Beginn von allem.“

Der Produktdesigner und Bike-Spezialist ist Managing Partner der KISKA Munich GmbH: ein Macher, der gerne selbst anpackt und zugleich Freude hat an digitalen Welten. „Disruption ist der Kern. Aber in den vergangenen Jahren hat die Softwareentwicklung gezeigt, dass Bahnbrechendes aus Feldern kommt, die mit Design erstmal nichts am Hut haben.“ Undwas heißt das jetzt für die eigene Arbeit? Da lacht Thusbass: „Das Spinnertum, das Designer:innen oft nachgesagt wurde, ist über Design Thinking mittlerweile zur hohen Kunst des Business aufgestiegen.“ Klingt nach vertauschten Rollen, zeigt aber, wo wir heute stehen: Kreativität ist nicht von Menschen gepachtet, die gut mit dem Zeichenstift umgehen können, sie ist eine Grundvoraussetzung für moderne Unternehmen und zukünftige Gesellschaften. Genau dafür steht die Marke KISKA, die Gründer und CEO Gerald Kiska 1990 in Salzburg gründete. Das internationale Studio verbindet Transportation- und Produktdesign mit strategischer Markenberatung und übernimmt so Aufgaben, die man früher nur Unternehmensberatungen zugetraut hätte. Auch das ist Zeichen des Umbruchs. Von der ersten Recherche bis zur Kommunikation, vom Produkt über den Service bis zur Markenidentität kommt alles aus einer Hand - oder besser: aus einem großen Team von Spezialist:innen, die erst auf den Markt schauen, auf Trends und Technologien, bevor die erste Skizze entsteht.

Das
integrierte
Markendesign 
von KISKA
stellt sicher,
dass
jeder
Berührungspunkt
mit der Marke
Husqvarna
E - Bicycles
„For Pioneers“
gedacht ist.

Ein solches Unternehmen kennt keinen Stillstand. Ständig kommen neue Aufgaben hinzu, neue Felder, neue Mitarbeiter:innen. „Wir sind seit 30 Jahren ein ‚lebender Prototyp‘“, sagt Thusbass: „KISKA wird ständig umgebaut: Nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen.“ Auf einen fragenden Blick erklärt Thusbass, das sei wie bei unserem Gehirn: Der Verstand liebe Routinen. So bekämen wir „unser Leben in den Griff“, würden aber blind für den Wandel. Auch KISKA habe gewisse Komfortzonen neben „extremer Neugier“. „Das zieht Menschen an, die einfach ein Stück weit neugieriger sind.“ Die Jagd nach dem Neuen zeigt sich im T-Profil der Mannschaft: breites Interesse an vielen Dingen mit einem ganz persönlichen Schwerpunkt, der in die Tiefe geht: lauter Nerds und Geeks, Spezialist:innen, die sich überraschen lassen können, weil sie wissen, dass sich die Welt laufend verändert. Und sie sich mit ihr.

„Reicht es, wenn wir einen Verbrenner gegen einen Elektromotor tauschen?

Wie aber sieht das konkret aus? Beispielsweise beim Schritt vom Auto zum Elektromobil? Da wird der leidenschaftliche E-Biker sehr emotional: „Reicht es, wenn wir einen Verbrenner gegen einen Elektromotor tauschen? Oder müssten wir uns nicht grundsätzlich die Frage stellen, ob zwei Tonnen Fahrzeug in der Innenstadt die richtige Lösung sind, egal welcher Antrieb unter der Haube steckt? Das also heißt, das eigentliche Problem hinter der Fragestellung zu sehen. Diesen Ansatz finden vielleicht nicht alle Auftraggeber:innen prickelnd. „Ja“, gibt Thusbass zu, das sei schon ein intensiver Prozess, der aber helfe, die Dinge ein Stück weit klarer zu sehen. Für manche sei es schon eine „brutale Challenge“.

Design ist schön, kann aber offenbar ziemlich herausfordernd sein (frei nach Karl Valentin). Denn es steht eben nicht nur ein Produkt im Mittelpunkt, sondern alles wird zugleich hinterfragt: das Marktumfeld ebenso wie die Marke, die Strategie wie das User Interface. „Holistisch“ hätte das früher geheißen. „Wir haben viele Diskussionen, die mit Design überhaupt nichts zu tun haben, weil es eigentlich strategische Business-Diskussionen sind“, sagt Thusbass und schmunzelt: „Das ist das, was KISKA auch anstrengend macht: Markenberatung plus strategische Konzeptentwicklung.“ Daher sei es wichtig, dass Auftraggeber:innen bereit seien, diesen intensiven Prozess mitzugehen. Auf diese Weise entstanden in den vergangenen drei Jahrzehnten Kopfhörer, Motorräder, Motorjachten, Heizungen, die „nicht in den Keller gehören“, Leuchten, Concept Cars in 36 Wochen– und vor allem Geschäftsmodelle und Marken, die international Bestand haben. KISKA lebt von ruhelosen Menschen wie Alexander Thusbass, die hier ein Praktikum absolvierten, selbst Gründer wurden, zurückkamen, wieder rausgingen und nun erneut mit kreativer Energie Disruption befördern.

 

Das Interview mit Alexander Thusbass erschien erstmals im mcbw mag 2023.