OLIVER HERWIG: Letztes Jahr stellte Steelcase den Bürostuhl Karman vor. Schon der Name deutet an, dass ihr an Grenzen gegangen seid.
FABIAN MOTTL: In der Tat. Die „Kármán-Linie“ trennt die Erdatmosphäre vom Weltraum, und der Steelcase Karman geht auch an Grenzen. Er zeigt, was konsequent nachhaltiges Design leisten kann – von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Nutzung und darüber hinaus. Wir bei Steelcase verfolgen eine globale Nachhaltigkeitsstrategie, die sich über die Bereiche Produktdesign- und Herstellung, DEI (Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion) bis zur Weiterbildung erstreckt. Seit Jahrzehnten sind wir Pioniere in der nachhaltigen Entwicklung von Produkten. Im Steelcase „Impact Report“ 2023 geben wir detaillierte Einblicke zum Status quo unserer Strategien und Projekte. Zugleich vermitteln wir hier einen Ausblick auf unsere mittel- und langfristigen Nachhaltigkeitsziele.
OH: Und was bedeutet das für eure Produkte?
FM: Unsere Strategie lässt sich auch an unseren Produktreihen ablesen: Die Stühle Gesture, Think, Please sowie Steelcase Series 1 und 2 ebenso wie der Tisch Trivio, das System Island Collection und die Schließfachlösung WorkValet werden bereits mit einer CarbonNeutral®-Produktzertifizierung von Climate Impact Partners angeboten. Die jüngste Produktinnovation von Steelcase, der ergonomische Bürostuhl Karman, wird mit nachhaltigen Materialien hergestellt, wobei die geringstmögliche Anzahl an Komponenten und Ressourcen eingesetzt wird. So gelingt es, den CO2-Ausstoß und die Umweltbelastung zu minimieren.
OH: Wo liegen die Grenzen des Designs, wenn wir Mensch und Natur in Einklang bringen wollen?
FM: Bei Steelcase arbeitet ein internationales Team an mehreren Standorten an Arbeitsraumlösungen, die Millionen Menschen weltweit in ihrem beruflichen Alltag unterstützen. Eine solche Mission gelingt aber nicht allein. Deshalb arbeiten wir mit zahlreichen internationalen Zulieferern und Produzenten zusammen und unterhalten Partnerschaften, um unsere nachhaltigen Produktdesigns zu realisieren. Um unserem Nachhaltigkeitsversprechen für Mensch und Umwelt gerecht zu werden, konzentrieren wir uns auf sechs wichtige Wirkungsbereiche: Soziales Engagement, Förderung von Inklusion, eine Kultur der Integrität, die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks, Design mit Blick auf Kreislaufwirtschaft sowie verantwortungsvolle Materialauswahl und -nutzung.
OH: Wo liegen die Grenzen für Kundi:nnen? Was seid ihr bereit, an Mehrkosten im Dienst der Umwelt zu tragen?
FM: Wir sind der Überzeugung, dass alle Unternehmen und Organisationen die Verantwortung haben, bei der Planung und Umsetzung innovativer und gleichberechtigter Arbeitsplätze die Grundsätze nachhaltigen Handelns für Mensch und Umwelt zu berücksichtigen. Deshalb nutzen wir Prozesse, die uns helfen, die verschiedenen Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und in Inklusionsstrategien umzusetzen. Zugleich geht es darum, die Anforderungen unserer Kund:innen zu erfüllen. Diese Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ohne die Kosten zu erhöhen oder die Produktion zu beeinträchtigen, verlangt Ausdauer. Wir treffen jeden Tag Entscheidungen, um diesem Ziel näher zu kommen. Darüber hin aus haben wir die Vortragsreihe „Better is Possible“ initiiert. Hier teilen Expert:innen innovative Ideen zum Klimaschutz, zur Bekämpfung von Ungleichheit und für mehr Gleichberechtigung. Diese Vorträge sind sehr beliebt und bieten unseren Kund:innen zudem Transparenz in Bezug auf unser Vorgehen.
1
SOZIALES ENGAGEMENT
Unsere „Better Futures Community“ entwickelt innovative Sozialprojekte zur Förderung von Chancengleichheit und unterstützt diese finanziell.
2
FÖRDERUNG VON INKLUSION
Wir tragen mit Räumen, Tools und Veranstaltungen dazu bei, dass sich unsere Mitarbeitenden, Partner:innen und Kund:innen gesehen, gehört und wertgeschätzt fühlen.
3
KULTUR DER INTEGRITÄT
Wir geben allen Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Werte zu leben, und setzen konsequent Maßnahmen um, die unseren eigenen ethischen Grundsätzen und Zielen gerecht werden.
4
DESIGN MIT BLICK AUF KREISLAUFWIRTSCHAFT
Wir setzen effektive Wiederverwertungs, Recycling und Wiederaufbereitungsstrategien in unserem gesamten Produktdesign und Lieferprozess um.
5
REDUZIERUNG DES CO2 FUSSABDRUCKS
Wir haben uns ehrgeizige Klimaziele mit globaler Reichweite gesetzt, die weit über die anderer Unternehmen in unserer Branche hinausgehen, und arbeiten unermüdlich auf diese hin.
6
VERANTWORTUNGS VOLLE MATERIALAUSWAHL UND NUTZUNG
Wir wählen und beschaffen Materialien, die für Mensch und Umwelt verträglicher sind und gehen mit Ressourcen wie Wasser und Energie sorgsam um.
OH: Alle sprechen von Transformation und zirkulären Materialkreisläufen. Wo konkret steht Steelcase diesbezüglich?
FM: Unser Ansatz lässt sich mit den Worten „Designing for Circularity“ zusammenfassen. Das heißt, wir berücksichtigen bereits in den ersten Ideen und der Produktentwicklung, dass wir etwas schaffen, das kreislauffähig ist oder schon zum Teil einem Kreislauf entstammmt, wie etwa bei der Partnerschaft mit dem dänischen Stoffhersteller Gabriel: Steelcase beliefert Gabriel mit Textilabfällen aus seiner Produktionsstätte in Sarrebourg und schafft so die Grundlage für die Herstellung eines nachhaltigen Textils. Diese Stoffreste werden bei Gabriel zu einem neuen Garn versponnen, das vollständig aus Ausschussmaterial besteht. Die umweltfreundlichen Garne erfüllen die gleichen Qualitätsstandards wie alle anderen Stoffe von Gabriel.
„WIE KÖNNEN WIR MIT UNSEREN PRODUKTEN ZU EINER BESSEREN ZUKUNFT FÜR MENSCH UND UMWELT BEITRAGEN?“
Mit dieser Kooperation zeigen Steelcase und Gabriel, dass auch Materialreste eine wertvolle, wiederverwertbare Ressource sind, die immer wieder in den Produktionszyklus zurückgeführt werden kann.
OH: Wie sieht eure Vision aus für die Industrie der Zukunft, die im Einklang mit der Natur fertigt?
FM: Wir wollen Menschen dabei unterstützen, am Arbeitsplatz ihr Bestes zu geben. Wie das gelingen soll? Indem wir den besten Arbeitsplatz für sie schaffen. Als Unternehmen im 21. Jahrhundert müssen wir uns fragen: „Wie können wir mit unseren Produkten zu einer besseren Zukunft für die Menschen und den Planeten beitragen?“ Daher lautet unser Ansatz für die Zukunft: „Better is possible.“ Um das zu erreichen, bauen wir eine „Better Futures Community“ unserer Mitarbeitenden mit internationalen Partnerorganisationen auf. Sie bekämpft die Ursachen von Ungleichheiten weltweit.